Erfurt – „Die Möglichkeit zur Klassenwiederholung trägt genauso wie die Notengebung zu einer Kultur der Anstrengung bei, ohne die weder Schule noch unsere Gesellschaft funktioniert.“ Das hat der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Volker Emde, heute im Thüringer Landtag gesagt. Einen gegen das Sitzenbleiben gerichteten Antrag der Grünen (Drs. 5/5939) lehnten die Koalitionsfraktionen ab. Emde wandte sich ferner dagegen, Hochschulabsolventen vor dem Referendariat „als billige Aushilfslehrer“ zu beschäftigen.
Der Bildungspolitiker verdeutlichte, dass er grundsätzlich für die Möglichkeit der Klassenwiederholung in allen Jahrgangsstufen ist. „Wenn sie zurzeit für die Klassenstufen drei, fünf und sieben abgeschafft ist, so ist das einem Kompromiss geschuldet, den wir mit unserem Koalitionspartner geschlossen haben“, sagte Emde. Er erinnerte daran, dass erst dann keine Versetzungsempfehlung gegeben werde, wenn ein Schüler in mehreren Fächern die für eine Versetzung erforderlichen Mindestleistungen nicht erbringt. „In dieser Situation eröffnet eine Klassenwiederholung pädagogische Spielräume, die selbstverständlich genutzt werden müssen“, so der Bildungspolitiker.
„Wir wollen nicht, dass die Schullaufbahn für die Schüler wahlweise zu einem Schrecken ohne Ende oder ein Ende mit Schrecken wird“, sagte der Abgeordnete. Werde in der Schule keine Transparenz über die Leistungsfähigkeit eines Absolventen hergestellt, so verlagere sich das Auswahlverfahren lediglich auf Unternehmen oder weiterführende Schulen. „An der Tatsache, dass Menschen ihre Begabungen in unterschiedlichen Bereichen haben und Auswahlprozesse unvermeidbar sind, kommt niemand vorbei. Und wer jetzt die Klassenwiederholung abschaffen will, wird irgendwann auch die Zensuren opfern“, befürchtet Emde.
Den Vorschlag, Absolventen mit erstem Staatsexamen, die noch keinen Referendariatsplatz haben, als Hilfslehrer zu beschäftigen, wies er ebenfalls zurück. „Es ist die Aufgabe des Kultusministeriums mit den Hochschulen einen Weg zu finden, auf dem Lehramtskandidaten mit erstem Examen ohne weitere Warteschleifen ins Referendariat gelangen können“, schloss der bildungspolitische Sprecher.
Dr. Karl-Eckhard Hahn
Pressesprecher